May 04 2016

Mauritius ist die Panama der Deutschen Bank

Internationale Konzerne, Banken, Anlagegesellschaften und wohlhabende Privatpersonen lieben die Insel – wegen ihrer Steuerfreundlichkeit. Seit vielen Jahren zählt Mauritius zu den beliebtesten Zwischenstopps für diskrete Zahlungsströme.

"Die Insel ist das Panama Asiens", sagt der Zürcher Steueranwalt Christopher Steckel. Der Standort hat deshalb auch zahlreiche Niederlassungen internationaler Finanzkonzerne angelockt. Dazu zählt auch die Deutsche Bank. Das Frankfurter Institut betreibt hier deutlich mehr als nur eine Briefkastenfirma. Die Dependance gibt es schon seit 1996, aktuell sind dort immerhin 200 Mitarbeiter beschäftigt.
Die Deutsche Bank braucht sie dort, um ihre Dienste großen Pensionskassen, Versicherern und Private-Equity-Gesellschaften anzubieten, die in Asien und Afrika investieren. Sie kümmern sich um wohl wenig aufregende Themen wie die Kontoführung und Depotbetreuung. Zudem würden interne Prozesse und Verwaltungsaufgaben für die Bank abgewickelt, heißt es in Frankfurt.
Illegal sind diese Aktivitäten nicht, schmerzhaft für den deutschen Fiskus aber sehr wohl.
Die Deutsche Bank versuchte bis vor vier Jahren, auf der Insel noch in einem weiteren grenzwertigen Geschäft Fuß zu fassen. Sie wollte Reichen und Superreichen aus aller Welt nicht weniger als einen "Weltklasse Service" bieten. Der sollte das Aufsetzen, Managen und Verwalten von Trusts und Gesellschaften umfassen. Ziel sollte es sein, "das Familienvermögen zu schützen", geht aus einer Broschüre hervor, die die Bank im Februar 2010 veröffentlichte. Ähnliche Dienstleistungen in Panama sorgen seit Wochen für Schlagzeilen.
Unternehmensverschachtelungen sind steuerlich interessant
Für Steueranwälte ist dieses Vorgehen gängige Praxis: Ob das Geld in Panama, auf den Cayman Islands oder auf Mauritius versteckt würde, das Prinzip sei immer dasselbe: "Die Trusts, Stiftungen oder Zweckgesellschaften sollen den wahren Eigentümer des Vermögens verschleiern. Dabei muss es sich nicht um Schwarzgeld handeln", sagt der Zürcher Anwalt Steckel. In erster Linie gehe es darum, Dritten den Zugriff darauf zu erschweren.
Diese Strategie wird im Fachjargon "Asset Protection" genannt, so auch in der Broschüre der Deutschen Bank. Geschützt werde das Geld laut Oasen-Kenner Merten vor Gläubigern, missgünstigen Geschäftspartnern, aber auch verlassenen Ehefrauen und ungeliebten Erben. "Das ist eine gängige Struktur, die vor allem Schweizer Banken nach dem Wegfall des Bankengeheimnisses verwendet haben", sagt Merten.
Auch steuerlich sind diese Unternehmensverschachtelungen durchaus interessant: "Schaltet man unter die Treuhandgesellschaft etwa eine zusätzliche Firma, an der die wahren Eigentümer nicht direkt beteiligt sind, kann das Vermögen ungestört wachsen – ohne dass Kapitalertrag- oder Erbschaftsteuer fällig werden", sagt Merten.
Dass darunter nicht selten Schwarzgeld ist, gilt als offenes Geheimnis. Auch Steueranwälte bestreiten das nicht. Inwieweit die Deutsche Bank von solchen Fällen betroffen ist, lässt sich allerdings nicht sagen. Das Institut selbst erklärt dazu vielsagend: "Die Deutsche Bank verfügt über Richtlinien und Prozesse, um sicherzustellen, dass die Regeln zur Identifizierung des Kunden und zur Bekämpfung von Geldwäsche eingehalten werden. Diese Richtlinien und Verfahren werden regelmäßig weiterentwickelt."



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